01.12.2024
Am 15. Oktober konnten wir einen ganz besonderen Gast am Albert-Einstein-Gymnasium begrüßen. Die Großnichte Albert Einsteins, Professor Dr. Karen Carlson, erzählte in einem Vortrag davon, wie ein Teil ihrer Familie durch Albert Einstein vor dem Holocaust gerettet wurde. Emotional beschreibt sie das Leben ihrer Mutter, die in Ulm mit Sophie Scholl zur Schule ging, jedoch aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ausgeschlossen wurde. Sie, deren Familie noch rechtzeitig fliehen konnte und die in den 50er und 60er Jahren in den USA ihre Kindheit erlebte, wuchs in einer „Kultur der Stille“ auf; ihre Eltern erzählten ihr zunächst nichts über den Krieg, die Vertreibung oder ihre berühmte Verwandtschaft.
Im März 1966 erhielt sie einen anonymen Brief mit einem Stempel von Albert Einstein, ihrem Onkel, dessen Herkunft ihr bis heute unklar ist. Fälschlicherweise glaubte sie, nicht jüdisch zu sein, da ihre Mutter ihr erzählte, nur ihr Vater sei jüdisch. Sie erfuhr von ihrer jüdischen Identität an ihrem 18. Geburtstag, was zu Verwirrung und einem Gefühl des Verlusts führte. Über ihre Familiengeschichte erfuhr sie erst spät, als sie andere Familienmitglieder durch ihre Suche nach ihrem Hintergrund traf. In ihrem Vortrag beschrieb sie auch die Diskriminierung, die Einstein erlebte, als ihm aufgrund seiner jüdischen Wurzeln mehrfach der Nobelpreis vorenthalten wurde und der aufgrund von Antisemitismus verfolgt wurde. Als die Nazis an Macht gewannen, verlor Einstein seine Position an der Universität und erhielt Morddrohungen.
Carlson schilderte eindrücklich von Tagebucheinträgen ihrer Mutter, die zeigen, dass sie ebenfalls nur eine normale Teenagerin war, die unter dem Nazi-Regime litt, wie der Suizid einer Freundin bewies. Einstein setzte sich für ihre Familie ein, indem er in der Mitte der 1930er Jahren Briefe und Affidavits schrieb, die ihnen halfen, in Sicherheit zu gelangen. Ihre Mutter lebte nach ihrer Flucht eine Zeit lang bei Einstein, der ihr half, wieder Fuß zu fassen. Ihr Onkel Fritz überlebte, indem er sich, mit der Hilfe von Dokumenten, die ihm Einstein zuschickte, als Amerikaner ausgab.
Professor Carlson schloss ihre Präsentation mit einem Appell, sich für soziale Gerechtigkeit und Freiheit einzusetzen, besonders in Zeiten des Aufstiegs von Extremismus, und ermutigte das Publikum, gegen rechte Parteien wie die AfD zu protestieren.
von Aiden Fetzer