Das Albert-Einstein-Gymnasium war eines von vier Gymnasien im Land, an denen im Schuljahr 2006/07 der Unterricht für hochbegabte Fünftklässler begann. Mittlerweile können wir auf reichlich Erfahrung im Umgang mit besonderen Begabungen zurückgreifen und unseren Schülerinnen und Schülern ausgezeichnete Lernbedingungen ermöglichen.
Hochbegabte Kinder verfügen über bemerkenswerte motorische, emotionale, soziale und intellektuelle Möglichkeiten. Der Unterricht in unseren Begabtenklassen hat zum Ziel, den jungen Menschen die Entfaltung ihrer Potenziale zu erleichtern, sich an den Stärken der Kinder zu orientieren und sie zum Erwerb neuer fachlicher, methodischer und sozialer Kompetenzen anzuleiten.
In Klassen mit maximal 25 Kindern Schülerinnen und Schülern finden sich schnell Gleichgesinnte mit ähnlichen Interessen und Hobbys. Der dadurch entstehende Zusammenhalt ermöglicht es den Lernenden, authentisch zu bleiben und sich in ihrer Klasse wohl zu fühlen.
Auch die vom Kultusministerium in Auftrag gegebene PULSS-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in den Begabtenklassen „…höhere Lernleistungen, ein positiveres soziales und akademisches Selbstkonzept und eine ausgeprägtere „Freude am Denken“ bei den Kindern…“ festgestellt werden kann. Die Schule fördert diese Entwicklung durch die regelmäßige Fortbildung ihrer Lehrkräfte und eine engagierte pädagogische und organisatorische Betreuung des Hochbegabtenzuges. Wir nehmen die Kinder mit ihren Stärken und Schwächen wahr und bemühen uns um individuelle Unterstützung, um den Mädchen und Jungen eine Schule zu bieten, an der sie wertgeschätzt werden. Denn viele Kinder kommen nach einer beschwerlichen Grundschulzeit und mit einem negativen Schulbild zu uns. Das ist einer von vielen Gründen, warum beispielsweise die Erprobung eines Coachingsystems für die Klassenstufen 5 und 6 einen Schwerpunkt unserer diesjährigen Hochbegabtenarbeit bildet.
Zunehmend setzen wir auf eine stärkenorientierte Ausrichtung des Unterrichts, um eine Entfaltung der mitgebrachten Talente zu ermöglichen. Die überdurchschnittlich schnelle Auffassungsgabe der Schülerinnen und Schüler steigert das Lerntempo, was sich beispielsweise in einer abgeänderten Stundentafel des Hochbegabtenzuges im Vergleich zu den Regelklassen niederschlägt. Die dadurch entstehenden Freiräume werden durch ein zusätzliches Unterrichtsangebot gefüllt: Nur in den Hochbegabtenklassen wird das Enrichmentfach „Mensch-Natur-Technik“ unterrichtet, dessen projektorientierter Ansatz die Selbstständigkeit der Lernenden erhöht sowie eine individuelle Förderung durch die Lehrkraft ermöglicht. Einzelne Projekte im Rahmen der Sachfächer Geografie, Geschichte und Biologie werden dabei bilingual unterrichtet, andere setzen einen kreativen Schwerpunkt, z. B. als Theaterprojekt in der 5. Klasse oder betonen methodische Vorgehensweisen wie etwa die Portfolioarbeit in Jahrgangsstufe 6. Trotz dieses – nicht benoteten – zusätzlichen Pflichtfaches haben die hochbegabten Schülerinnen und Schüler aber nicht mehr Unterrichtsstunden zu absolvieren als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in den G8-Parallelklassen.
Im Gegensatz zu MNT ist die Teilnahme an Wettbewerben prinzipiell freiwillig, wird aber von den Schülerinnen und Schülern der Begabtenklassen häufig und sehr gerne angenommen. Egal ob bei Individual-, Gruppen- oder Klassenwettbewerben, die Ergebnisse der hochbegabten Jungen und Mädchen sind weit überdurchschnittlich und die dabei erzielten Erfolge – auch auf Bundes- und Landesebene – bemerkenswert.
Sehr stolz macht uns auch die überdurchschnittliche Zahl an Schülerinnen und Schüler unserer Schule, die für außerunterrichtliche Eliteförderung durch Akademien und Stiftungen ausgewählt werden. Programme wie die Deutsche Schülerakademie oder Stiftung Kinderland sind zwar prinzipiell nicht den Hochbegabten vorbehalten, jedoch prädestinieren ihre schulischen Leistungen und ihre vielfältigen Interessen die Hochleister aus den Hochbegabtenklassen für die Teilnahme an solchen Maßnahmen.
Dadurch, dass die Schülerinnen und Schüler des Hochbegabtenzuges den gleichen Prüfungsanforderungen unterliegen wie die Kinder aus den Regelklassen, erreichen die Begabtenklassen oft (aber nicht immer) ausgezeichnete schulische Leistungen, auch im Abitur.
Die Hochbegabtenklassen sind inzwischen gut in unsere Schulgemeinschaft integriert. Deswegen ist es auch wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler des Hochbegabtenzuges die gleichen Wahlmöglichkeiten haben wie die Regelschüler: Latein oder Französisch in Klasse 6, NWT oder Spanisch in Klasse 8. Denn durch gemeinsamen Unterricht mit den Parallelklassen, Wahlmöglichkeiten von Arbeitsgemeinschaften und Pflichtfächern und nicht zuletzt durch eine gemeinsame Kursstufe hin zum Abitur entstehen Freundschaften über Klassengrenzen hinaus.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Hochbegabtenzug sowohl für die begabten Schülerinnen und Schüler als auch für die Schule von großem Nutzen ist: Einerseits bereichern die Fähigkeiten und Interessen der jungen Leute das Schulleben und den Unterricht in unschätzbarer Weise, andererseits bieten unsere Erfahrung und Professionalität den Hochbegabten die Gelegenheit, ihre Potenziale auszuschöpfen und damit eine schulische Heimat, die ihrer Begabung gerecht wird.
Martin Meisl
Liebe Eltern,
falls Sie Fragen allgemeiner Art zum Thema Hochbegabung (z. B. zu Testverfahren usw.) haben, können Sie sich auch gerne an den Landesverband Hochbegabung Baden-Württemberg e. V. (LVH) wenden, der hier in Ulm mit einer Elterngruppe vertreten ist.
Mehrere Mitglieder des LVH haben selbst ein Kind, das den Hochbegabtenzug des Albert-Einstein-Gymnasiums besucht. Wenn für Ihr Kind der Hochbegabtenzug des Albert-Einstein-Gymnasiums in Betracht kommt und Sie dazu noch konkrete Fragen haben, vermittelt der LVH auch gerne den Kontakt zu diesen Eltern. Bitte schreiben Sie dazu eine Mail.
Die Leiterinnen der Elterngruppe Ulm des LVH, Susanne Friesinger und Inge Gern